Eclectic Magazine # 2015

Marc Wagenbach, Dina HerrlerECLECTIC möchte den Blick in die Zukunft wagen. Trends kommentieren. Ideen vorstellen. Meinungen abbilden und eigene Vorstellungen entwickeln. Life is eclectic - like us!

Dina Herrler, Chief Editor "ECLECTIC MAGAZINE"

Enrico Nagel

Warum machst Du Kunst?

Ich habe schon immer Kunst gemacht. Das war nie eine Frage für mich.

Beschreibe deine Kunst in drei Worten.

Verzerrt, modisch, hingerissen.

Warum hast Du die Collage als Dein Ausdrucksmittel gewählt?

Ich mag dieses Medium einfach sehr. Es ist wie ein “never ending puzzle”.

Wie arbeitest Du?

Alle meine Collagen entstehen ganz altmodisch am Schreibtisch mit einem Cutter. Ein bißchen Retusche am Computer geht immer - aber komplette Arbeiten in Photoshop zu erstellen, finde ich langweilig. Am liebsten arbeite ich seriell und parallel an mehreren Arbeiten gleichzeitig. Dadurch ergibt sich für mich eine gewisse Struktur im Arbeitsprozess.

Was inspiriert Dich?

Ich verbringe sehr viel Zeit auf Instagram. Mich inspirieren schnelle, bunte Bilder, die an mir vorbei rauschen.

Wenn Du nicht Künstler geworden wärst, welche andere Tätigkeit würdest Du dann ausführen?

Ich hätte mir vorstellen können Modedesigner zu werden. Aber da hangelt man sich ja auch nur von einer Fashion Week zur nächsten. Außerdem braucht man irre viel Kapital, um etwas zu erschaffen, das in der nächsten Saison vielleicht schon wieder out ist. Mit dem Medium Collage lassen sich meine Ideen sehr viel schneller umsetzen. Als Künstler ist man einfach viel freier.

Vor welcher Tätigkeit graut Dir?

Eine monotone Aufgabe in einem Großraumbüro.

Wo würdest Du gerne leben?

Ich würde gerne eine Weile in Antwerpen oder Amsterdam leben.

Was macht Dich glücklich?

Zimtschnecken von “Zeit für Brot” in Frankfurt... an einem Sonntag.

Interview: Dina Herrler

Weitere Information zu Enrico Nagel und neue Ausstellungstermine auf seiner Website: http://enriconagel.com

Arty, creepy, wonderful!

Wir möchten Euch den indonesischen Illustrator und Designer Jordan Marzuki ans Herz legen, der unter seiner eigenen Marke The Balettcats eigenwillige Sweater und T-shirts herstellt. Auf seiner Webseite findet Ihr jedoch nicht nur Kleidung, sondern auch schräge Kurzfilme und Illustrationen.

http://www.theballetcats.com

Spring Fashion with the Bobo Girls

Photos by Dina Herrler, Set Design by Mimi Lou Herrler, Models: Polly Pocket International

Neue Wege in die Zukunft

Berlin hat viel vor. Wenn man den Inhalten des Stadtentwicklungskonzeptes 2030 des Senats Glauben schenken darf, läuft es für Berlin und seine Bewohner in den nächsten Jahren verkehrstechnisch wie geschmiert. Die Prognose handelt die Hauptstadt sogar bereits als „führende Smart City in Europa“.

In Anbetracht täglicher Staus und Sperrungen, nicht enden wollender Baustellen, regelmäßiger S-Bahnausfälle und einem Flughafen, für den es bis heute kein verbindliches Eröffnungsdatum gibt, eine seltsam verklärt anmutende Vorhersage. „Berlin hat durchaus gute Voraussetzungen, eine Smartcity zu werden. Die Infrastruktur, der öffentliche Nahverkehr und die Menschen, die sich eine lebenswerte Stadt wünschen, sind bereits vorhanden. Die entscheidenden Schritte für eine konkrete Veränderung, werden aber auf politischer Ebene gemacht. Wenn hier nichts geschieht, werden sich auch in 15 Jahren noch Blechlawinen durch unsere Straßen schieben“.

Prof. Dr. Andreas Knie vom Berliner Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel beschäftigt sich täglich mit der Entwicklung von Verkehr und Energie in urbanen Ballungsräumen. „Wir haben jetzt die Chance, die Weichen für eine moderne, zukunftsgerichtete Stadt zu stellen. Das bedeutet aber auch, dass wir es wirklich wollen müssen. Städte wie Zürich, Kopenhagen oder Paris investieren bereits ganz konkret in Nachhaltigkeit und regenerative Energien. Wir hinken da noch hinterher.“ Laut der Pläne des Senats werden wir diesen Abstand bis 2030 aufgeholt haben. Denn das Berlin der Zukunft bewegt sich postfossil. Das heißt, ausschließlich auf Basis alternativer und regenerativer Rohstoffe.

Ein Verkehrssystem, das sauber und dazu noch leise ist – momentan noch schwer vorstellbar. Fluglärm, Feinstaub und die Nutzung privater PKWs gehören so selbstverständlich zur Stadt wie das Brandenburger Tor. Beinahe so scheint es, hat man sich an den Zustand des Unzumutbaren gewöhnt. „Menschen sind routineaffin. Sie verzichten nicht gerne auf Vertrautes. Wir müssen uns also fragen, welche Routinen wir bereit sind, aufzugeben. Wir dürfen nicht an alten Zöpfen hängen.“ Noch besitzt jeder zweite Berliner ein eigenes Auto. Die Bereitschaft ganz auf ein Auto zu verzichten, ist eher bei Neuberlinern, als bei Alteingesessenen vorhanden. „Wenn wir wirklich weniger Autos auf den Straßen wollen, muss das Fahren eines Privatwagens einfach teurer werden. Würde ein Parkplatz täglich 25 Euro kosten würde, fiele den meisten die Entscheidung wahrscheinlich nicht schwer, auf das Fahrrad oder den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen“, mutmaßt Andreas Knie.

Komfortable Alternativen zum privaten PWK gibt es bereits heute. Mehr als 2000 Sharing-Fahrzeuge gewerblicher Anbieter, warten täglich auf fahrfreudige Berliner. „Aber auch in diesem Bereich brauchen wir noch nachhaltige Konzepte, damit die Anbieter auch langfristig am Markt bestehen können. Die Anzahl der regenerativen Energien ist nämlich noch verhältnismäßig niedrig in Berlin.“ Doch nicht nur die Mehrheit der Carsharing-Firmen, bieten noch immer Fahrzeuge mit konventionellen Verbrennungsmotoren an. Auch die Menschen, die sich ein neues Fahrzeug anschaffen möchten, setzen nur zögerlich auf Elektroautos. Dennoch verfolgt Berlin ein ehrgeiziges Ziel. Die Hauptstadt möchte in den nächsten Jahren zu einer internationalen Metropole für Elektromobilität werden. Was noch wie Zukunftsmusik klingt, hält auch Prof. Dr. Andreas Knie für möglich. In der aktuellen Studie seines Institutes, hält er sogar einen CO2-freien Verkehr bis zum Jahr 2030 für machbar. „Aber nur, wenn wir in innovative Konzepte und erneuerbare Energien investieren. Wir brauchen daher mutige Politiker, die den Wandel wollen und umsetzen. Ich kann nur dazu animieren, es doch mal ohne Auto zu versuchen.“

Wenn es nach den Plänen des Senats geht, legen die Berliner der Zukunft tatsächlich den Großteil ihrer Wege durch die Nutzung des ÖPNV, zu Fuß oder per Rad zurück. Wird es also auch 2030 noch keine fliegenden Autos und Roboter-Busfahrer geben? Prof. Dr. Andreas Knie sieht die Zukunft der Mobilität etwas weniger science-fictionlastig. „Es ist schon denkbar, eine selbstfahrende Flotte in der Stadt zu haben. Bestimmte Strecken würden dann von automatisierten Fahrzeugen übernommen werden. Viel wahrscheinlicher ist es aber, dass es in der Zukunft vermehrt darum gehen wird, noch mehr clevere Lösungen zu finden, sich durch die Stadt zu bewegen. Kombinationen öffentlicher Angebote und digitaler Medien zu nutzen. Doch bei aller Prognosen und Erhebungen, dürfen wir nicht vergessen, dass Zukunftsforschung immer der Blick in die Glaskugel bleiben wird. Es wird auch weiterhin Entwicklungen und technische Neuerungen geben, die niemand vorhergesehen hat.“

Text: Dina Herrler

Das bessere Selbst - Gardening # 1

Scheinbar wissen alle Bescheid außer mir. Ob es um das Anlegen des perfekten Küchengartens, den Anbau nach Perma-Kultur-Prinzip oder dem besten organischen Saatgut geht – Blogs, Zeitschriften und Fernsehformate haben den eigenen Garten zum Kulturgut erklärt und führen mir fast täglich meine Unwissenheit vor Augen. Aufgewachsen in der Stadt, gab es nur eine Sache, die ich bis dato lernte (an) zu bauen – Buden natürlich! Und die meistens neben einem Altglas-Container an einer befahrenen Hauptverkehrsstraße zwischen Brennnesseln. Es wird also Zeit, dass ich mich meiner mangelhaften Kenntnisse stelle und ein Beet bepflanze. Das Landleben ruft - und ich werde antworten! Ein Feldversuch.

Feldversuch 01: 2 PROBADEN - 15.03.2015: 12.26 Uhr

Wir fangen an! Erstmal umgraben. Verstehe. Dann einlochen. Die Erde also direkt ins Loch werfen. Geschafft. So, weiter. Ich weiß jetzt schon, dass ich irgendwie komisch stehe und mir gleich das Rückgrat bricht. Aber gut. Jeder bekommt eine Ecke zugewiesen. Warum eigentlich? Ok. Ansonsten stehen wir uns zu sehr im Weg. Irgendwie ist es auch ganz nett, so draußen. Vielleicht geht man auch einfach nur in den Garten, weil man hier eine Weile nicht miteinander reden muss. Also allein zu zweit. Das perfekte Lebensmodell. Zweiter Proband pflanzt nun Lavendel.

Der Rhabarber wird als erstes ins Beet gesetzt. Dann der Kopfsalat, Rotkohl, Kohlrabi, Rote Beete, Kartoffeln und Zwiebeln. Eigentlich habe ich keine Ahnung, ob die kleinen Stecklinge vor dem Frost schon raus können. Aber zumindest steht es so auf der Verpackung…. ab März… naja, dann schauen wir mal. Scheitern als Konzept.

B&B für Gemüse. Schutz vor Frost

Ok, weiter. Ich habe mir überlegt, dass es doch ganz schön für die Kohlrabis wäre, wenn ich die alten Dachpfannen, die hinterm Schuppen liegen, in die Erde setze, damit der Wind nicht so über den Grund fegt. Windgeschütztes Wachsen sozusagen. Auch um meine Angst vor „Väterchen Frost“ etwas zu mildern. In einer Architekturzeitung habe ich irgendwann mal gesehen, dass man so kleine Abgrenzungen aus Stöcken und Zweigen bauen kann, um die einzelnen Beete voneinander zu trennen. Fand ich ganz hübsch. Probiere ich auch mal. Dauert nur etwas lange. Schön sehen die Abgrenzungen mit den Zweigen aber aus. Irgendwie wie in einem „Erlebnisdorf für germanische Stämme“. Aber jetzt muss erst mal das Zeug in die Erde.

Knoblauch und Salat

So, nun habe ich den Knoblauch neben den Salat gepflanzt. Ich hoffe, das ist richtig und die Schnecken lassen den Kopfsalat in Ruhe. Ich wüsste gerne viel mehr über diese ganzen Tricks. Weiß es aber nicht. Ich werde später mal googeln. Es ist jetzt 16.23 Uhr. Meine erster Tag im Gemüsegarten ist vorbei. Irgendwie schön zu sehen, was man gemacht hat. Habe rote Bäckchen. Ich gehe ins Haus. Lifestyle-Übung Nr. 01.

Mal schauen, was draus wird.

Das bessere Selbst - Gardening # 2

KulturtheorieIch wusste gar nicht, wie teuer Seife sein kann. Design aus Holland. Seife aus China. Kernseife für Lebenssucher. Für die, die es sich leisten können. Gegen den Rest der Welt. Sauberkeit für den schönen Schein. Für die reinen Hände. Na ja, dann bitte!

Unsere Alltagswelt erscheint mehr und mehr ästhetisiert. Jeder Aspekt - Teil eines bestimmten Lifestyles, einer individuellen Inszenierungspraxis. Für die, die das Spiel der Globalisierung mitspielen können. Eine Neue Mitte, die mit ihren Exzessen des Glücks und den Sehnsüchten eines erfüllten Daseins auf Kosten der Welt lebt.

Ökonomisierte Wirklichkeitsordnung agiler und nie ruhender Akteure, auf der Suche nach Erfolg, nach einer Position in der Gesellschaft. Sehnsüchtige Spieler, die mit ihrem veganem Essen, ihrer ökologischen Kleidung, CO2 bewusstem Reisen und der bereitwilligen Entgrenzungen zwischen dem Beruflichen und Privaten, zwischen Mobilität und Leistungsfähigkeit nie bei sich selber ankommen.

Sklaven unserer Produktivität

Aber warum werden wir zu Sklaven unseres produktiven Scheins? Warum diese ständige Bereitschaft zur Optimierung unseres Selbst? Immer besser werden wollen, Teil eines globalen Wettbewerbs sein. Was ist der Preis dieses glücklichen, sinnreichen Lebens?

Wir kaufen uns den Lifestyle, den wir uns leisten können. Vom Shampoo bis zu den Gartenmöbeln. Wir kaufen Häuser auf dem Land, bauen Buden in der Stadt. Erziehen Kinder. Finanzieren uns Sehnsüchte: für Partner, Beziehungen, für uns, für die Familie, die Welt. Wir waschen uns rein, um nicht zu erkennen wie gewöhnlich wir eigentlich sind. Einfach nur einer - eine von vielen - ohne besondere Talente und Fähigkeiten sein? Eine nicht zu ertragende Vorstellung. Trotz des Hauses, der Buden, des Gartens, der tollen Jacke, des außergewöhnlichen Jobs? Gedankliche No-Go-Area für den Menschen 2.0.

Alte Geschichten

Wir haben die alten Geschichten vergessen, die uns erzählten, dass wir etwas Besonders sind, nur weil wir Menschen waren. Dieser Umstand, der uns fernab aller Unterschiede, Kauforgien und digitaler Verbrüderung verbindet. Wir haben die Geschichten vergessen - und werden uns vielleicht auch nicht mehr erinnern können, an die, die uns Hoffnung gaben. Hoffnung für die Zukunft. Unser Schicksal ist uns abhanden gekommen und unser Leben erstickt in Ansprüchen und Bedürfnissen. In der Unzulänglichkeit, uns selbst zu genügen. Wir sind bestimmt vom Glauben an die eigene Selbstoptimierung. Getrieben durch die Illusion, es immer etwas besser machen zu können. Die permanente Flucht in die Überforderung, die Vieles vergessen lässt.

Ich baue einen Garten an und weiß nicht, ob es irgend einen Sinn hat. Trotz des zu bestellenden Beets. Trotz der gekauften Pflanzen. Ich weiß nicht einmal, ob ich das Gemüse mag. Oder ob überhaupt irgendetwas wachsen wird. Ich merke nur, dass der verdammte Schmutz nicht abgeht und die Seife nicht hilft.

Trotz des schönen Designs - das Beet trägt keine Frucht.

Alte Helden

Warum sprechen wir immer nur von Krise?

„Krise" ist zu einem Schlagwort unser Gesellschaft geworden. Bereits Mitte der 1980 hat Ulrich Beck in: „Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne " die Veränderungen einer sich wandelnden spätkapitalistischen Industriegesellschaft beschrieben: „Der Begriff der >Risikogesellschaft< bezeichnet einen System- und Epochenwandel in drei Bereichen: Es handelt sich erstens um das Verhältnis der Industriegesellschaft zu ihren Ressourcen, die sie aufbraucht. Zweitens um das Verhältnis der Gesellschaft zu den von ihr erzeugten Gefahren, die die Grundannahme der bisherigen Gesellschaftsordnung erschüttern. Drittens um den Prozeß der Individualisierung, da alle kollektiven Sinnquellen erschöpft sind.“ (U. Beck, Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt a.M. 1986)

Diese Frage habe wir uns gestellt und wollen in einer Reihe von Essays diesem Synonym unserer Zeit weitern nachgehen. Warum wollen oder können wir Wandel nicht gestalten? Warum ängstigen uns oftmals die Möglichkeiten einer globalen Welt? Und warum ist Ernst Blochs „Prinzip Hoffnung" nicht präsenter in einem Erträumen von Zukunft? Wie wollen wir leben?

Es sind Reflexionen unseres Glaubens an die eigene Selbstoptimierung: fernab persönlicher Talente, soziokultureller oder biologischer Dispositive. Mythen einer radikalen Leistungsgesellschaft.

Der erste Beitrag: „Alte Helden und die Suche nach dem verlorenen Schicksal“ wird Mitte April erscheinen und setzt sich mit der Figur des mythischen Helden auseinander, mit Odysseus, Perseus und Archil, dessen Schicksal er war, die eigene Unfähigkeit und dadurch sich selbst selbst zu erkennen.

Aber was ist heute noch Schicksal? Existiert dieses Konzept fernab einer religiösen Konnotation? Können wir nicht alles selbst gestalten? Oder ist dies nur Ausdruck unserer Hybris? Warum also Krise?

Reisegeschichten

Was sind wichtige biographische Momente? Abzweigungen, Gerüche, vergangene Orte. Und was formt unserer Sinnlichkeit?

Wir suchen nach vergangenen Momenten. Den besonderen Augenblicken in unserer Erinnerung. Was macht uns zu dem, das wir heute sind? Was sind und waren unseren Bedürfnis, Ängste, Begierden? No. 1 beginnt in Sydney und Venedig. Irgendwann zu Beginn des 21. Jahrhunderts.

Auf der Suche nach unserem Erleben von Welt.

„Ich saß immer so gerne auf dem Dach unter dem Himmel des Südpazifiks. Von dort aus konnte ich die Bucht sehen. Überall hing nasse Wäsche herum. Ich liebte meine Nachbarn. Sie hatten oft Sex miteinander. Und waren laut. Ich liebte es ihnen durch das Fenster im Hinterhof zuzusehen, wie sie sich liebten. Von der Küche aus, wenn ich gerade versuchte, die vielen Kakerlaken hinter dem Kühlschrank zu entfernen. Das ganze Haus hatte einen speziellen Geruch. Ich wusste immer, wann ich Zuhause war.

Ich fühlte mich frei. Ich war 23.“

„Ich war das erste Mal in Venedig. Thomas Mann. So viele Geschichten. Irgendwie roch es überall nach Tod. Biennale. Wettbewerb. Der Kunstbetrieb. Alle ganz geschäftig. Und auf dem Marktplatz spielen sie Musik. Aber „ist es denn vernünftig, sich vor einer so kurzen Sache so lang zu fürchten? Langes Leben, kurzes Leben - der Tod macht beide völlig gleich; denn Dinge, die nicht mehr sind, haben weder Länge noch Kürze“ sagt Montaigne. Und ich warte auf den Ober.

Schön ist es hier - Tod in Venedig."

What remains when you´re gone?

I don’t remember my dreams. Not often. Sometimes I just can remember fragments, little things - details. But they are gone very quickly. Than I stand up. And put on my shoes.

What are the things we like? And why are we keeping them? Aspects of identity. Discussions about consumerism.

Stadt im Wandel

Das Leben in den Städten verändert sich. Immer mehr Menschen wünschen sich eine Gesellschaft, die auf sozial-ethischen statt rein ökonomischen Werten beruht. Eine der führenden Initiativen, deren Zielsetzung es ist, Mensch und Umwelt wieder zu vereinen und den Energieverbrauch sowie die Abhängigkeit von Industrieprodukten zu verringern, ist die „Transition Town“- Bewegung.

Gegründet in England durch den britischen Dozenten und Umweltaktivisten Rob Hopkins, beschäftigt sich TT aber nicht nur mit Maßnahmen zum Gelingen der Energiewende, sondern auch mit der Frage, wie wir in Zukunft miteinander leben wollen. Im Geiste Hopkins und seiner Ideen, arbeiten auch die Weddingwandler aus Berlin an einer besseren Welt. Was als kleine, guerilla-gärtnernde Nachbarschaftsrunde begann, wächst seit nun mehr zwei Jahren zur ökologischen und sozialen Bürgerinitiative, die das lebendige Miteinander im Kiez aktiv fördern möchte. Eclectic sprach mit Julian Gröger, Gründer der Weddingwandler.

Was hat Dich zu Deinem ökologischen und sozialen Engagement bewogen?

Nach meinem Studien der Kulturwissenschaften und Auslandsaufenthalten, habe ich mich gefragt: Was ist die Aufgabe meiner Generation? Wie wollen wir zukünftig miteinander leben und wirtschaften. Wie mit unseren Ressourcen umgehen? Da ich mich schon immer sehr für Umweltthemen interessierte, habe ich nach meiner Rückkehr noch einmal die Uni besucht und Umweltmanagement studiert. Während des Studiums gab ich gemeinsam mit dem Bundesministerium für Umwelt und Natur ein Seminar. Wir erarbeiteten Inhalte für die Klimakonferenz in Kopenhagen 2009, zu der auch ich eingelden war. Es gab damals eine unglaubliche Euphorie und wir waren uns sicher, dass wir mit unseren Ideen die Welt retten würden. Als dann klar war, dass weder Merkel noch Obama sich konsequent für die Klimarettung einsetzen würden, stürzten einige von uns regelrecht in eine Krise.

Wie ging es dann weiter?

Ich hatte das Glück, dass mir jemand ein Buch gab, das ich unbedingt lesen sollte. Es war das „Transition Town Handbook“ von Rob Hopkins, einem britischen Dozenten und Umweltaktivisten. Die Gedanken, die Hopkins sich machte, erschienen mir plötzlich viel attraktiver und sinnvoller, als der gesamte Kopenhagen-Gipfel. Die Idee, dass Wandel nicht von oben kommen muss, sondern aus den Menschen heraus, fand ich sehr überzeugend.

Was ist der erste Schritt zum Wandel laut Hopkins?

Wir müssen uns erst einmal wieder kennenlernen. Nachbarschaft aufbauen. In der Großstadt kennen die meisten ja nicht einmal die Personen, die über oder unter ihnen wohnen. Es ist vorbildlich, wenn sich jemand ein kleines Ökodorf aufbaut und an seiner persönlichen CO2-Bilanz arbeitet. Aber damit diese Veränderung auch global funktioniert, müssen wir es in den Städten schaffen. Wir müssen „ja“ zum urbanen Menschen sagen und trotzdem den Wandel anschieben.

Woher kommt die Idee der Transition Town Bewegung?

Aus der Permakultur. Rob Hopkins war früher Permakulturdesigner. Hierbei geht es darum, dauerhaft funktionierende, nachhaltige und naturnahe Kreisläufe zu schaffen. Pflanzen werden so angeordnet, dass sie nicht mehr so viel Energie von außen benötigen. Ganz praktisch sähe das so aus: Der Mais könnte die Ranke für die Bohne sein und der Kürbis darunter hielte den Boden feucht. Diese Art der Bepflanzung schließt natürlich den Einsatz herkömmlicher Erntemaschinen aus. Wir müssten also von einer energieintensiven Landwirtschaft, wie wir sie momentan vorfinden, auf eine arbeitsintensivere und vor allem wissenschaftsbasierte Landwirtschaft umsteigen. Wenn wir den Klimawandel verhindern wollen und „Peak oil“ ernstnehmen, ist dies der einzige, logische Weg.

Und wie überträgt Hopkins diese Erkenntnis auf das Leben in der Stadt?

Die Stadt ist einer zu bewirtschaftenden Fläche sehr ähnlich. Für unser Leben muss Energie von außen aufgewendet werden, um es am Laufen zu halten. Wir benötigen Benzin und importieren Lebensmittel. In diesem Beispiel entsprechen wir Menschen den Pflanzen, die sich kennenlernen müssen, um ihren gegenseitigen Nutzen herauszufinden und interagieren zu können. Da Berlin aber viel größer und komplexer ist, als „Totnes“, die englische Kleinstadt, die bereits in aller Konsequenz erdölfrei lebt und sich daher „Transition Town“ nennen darf, können wir uns von Hopkins nur inspirieren lassen. Es ist jetzt unsere Aufgabe, die geeigneten Instrumente für Berlin finden.

Danke für das Gespräch.

Interview: Dina Herrler

Unsere Mission

1065

Hinhören. Eine eigene Stimme finden.

Nicht reden, sondern verstehen wollen.
Ohne Angst

Mutig, um neue Formate im Bereich der Kunst und Wissenschaft zu
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