That's ear!
Hinhören. Eine eigene Stimme finden. Nicht reden, sondern verstehen wollen. Ohne Angst. Beginnen. Risikobereit. Neue Formate im Bereich der Kunst und der Wissenschaft entwickeln. Zwischen High Art und Popkultur.Zwischen Lifestyle und Optimierungswahn. Zwischen Zukunft und Tradition. Grenzüberschreitend. An der Peripherie und im Zentrum kultureller Produktion. Wissen zugänglich machen. Veränderung gestalten.
ÜBERSETZE FIKTION. ÜBERSETZE ZUKUNFT. ÜBERSETZE JETZT. DAS IST EAR!
Ekeby. Ein Projekt von ear!
Interview mit Marc Wagenbach von Dina Nathalie Herrler
Dina: Was genau ist Ekeby und woher stammt der ungewöhnliche Name?
Marc: Erst einmal ist Ekeby ein wunderschönes Sommerhaus aus dem frühen 20.Jahrhundert mit großer Parkanlage und einer Remise mit Probe- und Seminarräumen. Die Familie, der es einst gehörte, hat es so genannt, in Anlehnung an Selma Lagerlöfs Roman >Gösta Berling<.
Dina: Was war deine Motivation Ekeby zu gründen?
Marc: Neben des transdisziplinären Austauschs zwischen Wissenschaftlern und Künstlern hatte ich das Gefühl, eine eigene Stimme finden zu wollen, die sich fernab tradierter Strukturen bewegt. Einen Ort zu schaffen, der etwas mit mir zu tun hat. Der sich mit Entgrenzungen und Brüchen unserer globalen Welt auseinandersetzt. Ein Ort, der versucht, mit diesen Veränderungen kreativ umzugehen und nach praktischen Lösungen sucht.
Dina: Und welche Themen, welche Fragestellungen beschäftigen dich?
Marc: Produktionsprozesse zu analysieren, finde ich wichtig. Zu beschreiben, wie wir als Künstler, Kreative, aber auch Wissenschaftler arbeiten. Was sind unsere Wünsche, Träume und Bedürfnisse?
Dina: Welche Bedeutung hat Kunst in diesem Kontext?
Marc: Ich finde, dass Kunst eine Funktion in der Gesellschaft hat, da sie sich mit unserer persönlichen, rein subjektiven Wahrnehmung von Wirklichkeit auseinandersetzt. Mit unseren Konstruktionen von Welt. Wie wir uns selbst >Sinn< oder >Nicht-Sinn< geben. Was wir >fühlen<.
Dina: Wie wurde aus dem Sommerhaus Ekeby - dem Sehnsuchtsort, ein internationales Forschungszentrum für zeitgenössische Künste?
Marc: Am Anfang habe ich einfach meine Freunde angesprochen. Die meisten kenne ich durch Theaterproduktionen und vorherige Tätigkeiten. Und alle waren wirklich sehr nett. Ich habe ihnen gesagt: „Kommt doch einfach nach Ekeby. Ich habe da einen Raum. Das Haus ist sehr schön. Direkt im Wald. Manchmal scheint auch die Sonne. Und wir leben und arbeiten für eine Zeit zusammen. Sprechen abends ein wenig. Essen zusammen.“ Und sie kamen wirklich. Es war unglaublich.
Dina: Und wie hast du aus diesen „Besuchen“, eine Arbeitsmethode für dich entwickelt?
Marc: Ich habe begonnen Interviews zu führen. Mit einzelnen Personen. Mit Gruppen. Und ihre Arbeitsprozesse dokumentiert. Ethnographien erstellt. Viele Tänzer kannte ich ja noch von meiner Arbeit mit dem Tanztheater Wuppertal Pina Bausch. Es war sehr beeindruckend herauszufinden, wie sie arbeiten. Was ihr künstlerisches Erbe, ihre Selbstdefinitionen sind. Und was sich in ihren ästhetischen Praktiken, in ihrer Herangehensweise, verändert hat. Jeder Probenprozess ist für mich wie ein Fallbeispiel für unsere Zeit, für die Welt, in der wir leben. Ein vielschichtiges und höchst komplexes Netzwerk diverser Akteure, mit unterschiedlichsten Dispositiven und Zielsetzungen - Ängsten, Träumen und Frustrationen. Ich finde das sehr aufregend.
Dina: Was möchtest du mit deiner Arbeit auf Ekeby erreichen?
Marc: Ich möchte einen Beitrag für das noch sehr junge Feld der >Rehearsal Studies< im Spannungsfeld zwischen Translation Studies, Ethnologie, Performance und Media Studies leisten. Welche Methoden und Beschreibungsmodelle lassen sich für die Analyse künstlerischer Arbeitsprozesse entwickeln? Wie organisiert und produziert man Transformation? Wie Innovation? Und was ist Kreativität? Wie entsteht sie?
Dina: Und was wünschst du dir für Ekeby?
Marc: Es wäre schön, wenn Ekeby einen Ort ist, an dem man hinhört. Sich Zeit lässt, um sich auszutauschen. Etwas teilt - ohne direkt eine Meinung zu haben. Gemeinsam forscht und analysiert, in welcher Welt wir leben. Wer wir sind oder sein wollen. Das wünsche ich mir.
Dina: Herzlichen Dank für das Gespräch.